Gelenkersatz: Vorbereitung und Rehabilitation

Behandlungszimmer


Arthrose und Arthritis beeinträchtigen rund neun Millionen Menschen in Deutschland. Obwohl sie unter ständigen Schmerzen leiden, zögern viele, sich das betroffene Gelenk ersetzen zu lassen. Wenn dennoch kein Weg daran vorbei führt, kann eine gezielte Vorbereitung auf die Operation sowie eine individuell angepasste Rehabilitation die Genesung unterstützen.

Was bedeuten künstliche Gelenke für die Lebensqualität der Betroffenen?
Ein Gelenkimplantat ermöglicht vielen Patienten auch im fortgeschrittenen Alter, sportlich wieder aktiver zu sein und ihren Alltag gut zu meistern. Früher führte eine Gelenkerkrankung in ihrem Verlauf unweigerlich zu einem passiveren Leben, das in der Regel von einem dauerhaften Schmerz begleitet war. Heute können Patienten nach einer erfolgreichen Gelenkoperation und der nachfolgenden Rehabilitation in vielen Fällen schmerzfrei und aktiv leben. Einer Studie des British Medical Journal zufolge lässt das einen mobileren Alltag zu, was auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen und deren Folgeschäden verringert.

Wann ist ein Gelenkersatz die richtige Entscheidung?
Wenn alle konservativen Therapieformen ausgeschöpft sind, die Lebensqualität aber dennoch spürbar abnimmt, ist es Zeit, einen Gelenkersatz in Betracht zu ziehen. Betroffene merken das meist daran, dass sie sich ohne Medikamente kaum noch bewegen können, auch in der Nacht oder in Ruhephasen lassen die Schmerzen nur wenig nach. Meist nehmen Menschen mit Schmerzen auch eine Schonhaltung ein, was sich ungünstig auf den Körper auswirkt. Denn es führt dazu, dass das betroffene Gelenk noch weniger beweglich wird, auf Dauer die Muskelmasse abnimmt und sich die Knochenstruktur verschlechtert.

Wie kann ein Patient in der Zeit vor und nach einer Operation optimal unterstützen?
In meinen vielen Jahren als Therapeut in der Rehabilitation und in meiner eigenen Praxis hat sich eines immer wieder bestätigt: Je besser die Ausgangslage des Patienten ist, desto leichter ist seine Rehabilitation. Deshalb ist es sehr sinnvoll, den Betroffenen vor der Operation gezielt vorzubereiten und die Rehabilitation nach dem Eingriff individuell auf seine Bedürfnisse abzustimmen. Je nach Bedarf und Interesse des Betroffenen sind in beiden Phasen Physiotherapie, Osteopathie, Herz-Kreislauftraining, leichtes Kraft- und Koordinationstraining sowie sogenannte „weiche“ Bewegungs- und Wahrnehmungsformen wie die Feldenkrais-Methode, Yoga, Tai-Chi oder Wassergymnastik gut geeignet.

Ist es möglich, mit einem Gelenkimplantat wieder Sport zu treiben?

Nicht nur möglich, sondern sogar wünschenswert! Früher war man der Ansicht, dass körperliche Schonung die Lebensdauer des Implantats erhöht. Neuere Studien zeigen aber, dass Aktivität die bessere Wahl ist. Eine gestärkte Muskulatur und ein straffer Bandapparat stabilisieren die Gelenke und verbessern die Bewegungsabläufe. Das kommt dem Implantat zugute. Wann genau der Patient nach dem Eingriff mit dem Sport beginnen kann, klärt er mit dem behandelnden Arzt.

Sind alle Sportarten gleichermaßen geeignet?
Sportarten, die man bereits vor der Operation ausgeübt hat, bieten sich an, denn die Bewegungserfahrung reduziert die Verletzungsgefahr. Grundsätzlich gilt aber, dass sogenannte „Low-Impact“-Sportarten vorzuziehen sind, also Wandern, Nordic Walking, Schwimmen, Skilanglauf, Radfahren, Gymnastik, Rudern oder Golf. Nur bedingt geeignet sind Tennis, Tischtennis, Kegeln, Bergwandern, alpiner Skilauf in Schontechnik und – nach Absprache mit dem behandelnden Arzt – leichtes Jogging. Auf Sportarten mit plötzlichen Drehbewegungen, extremen Abspreizungen, plötzlichen oder dauerhaften Belastungsspitzen sollte man lieber ganz verzichten.

Was ist nach einer Operation außerdem wichtig?
Geduld! Der Körper empfindet die Operation zunächst als Verletzung und nicht als Hilfe. Von diesen anfänglichen Schwierigkeiten sollte man sich nicht entmutigen lassen. Oft vergessen die Patienten, wie lange sich ihre körperlichen Einschränkungen im Vorfeld der Operation entwickelt haben. Der Körper benötigt nach einem Eingriff Zeit, um sich auf die veränderten Gegebenheiten einzustellen – je nach Gewebeart unterschiedlich lang. Das viel zitierte halbe Jahr als Zeitspanne für eine Rehabilitation klingt dabei nach einer langen Durststrecke. Aber die Lebensqualität verbessert sich in aller Regel schon auf dem Weg dorthin.

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